Der Löwenzahn – Ein Beitrag von Dr. Friedrich Buer

Löwenzahn
Der Löwenzahn bringt Gehwege zum Blühen.

Er blüht wunderschön, der Löwenzahn (Taraxacum officinale). Er ist gesund und braucht oft nur eine schmale Ritze im Pflaster und kostet nichts. Wild- und Honigbienen lieben ihn, von seinen Blättern und Wurzeln leben die Raupen über 40 Arten von Kleinschmetterlingen. Auch uns schmeckt er als pikanter Wildsalat und unsere Stallhäschen mümmeln ihn mit sichtlichem Vergnügen in sich hinein. Aber er hat schwere Fehler: Er ist häufig. Er kommt von allein. Er ist pflegeleicht und besonders schlimm: er kostet nichts.

Wäre er selten und teuer wie eine Orchidee, bräuchte er anspruchsvolle Pflege und sei sehr empfindlich – ja, dann wäre das anders. Dann gäbe es nicht nur eine Deutsche Gesellschaft der Orchideenfreunde, sondern auch eine Deutsche Gesellschaft der Löwenzahnfreunde. Doch so gilt er aus Unkraut, wird abgehackt, raus gestochen und – zefix – kommt trotzdem immer wieder. Er ist eben unverwüstlich.

Nehmen wir doch einmal Marketingbrille ab. Im Frühjahr kommt eine Blüte nach der anderen. Doch was wir als eine Blüte sehen, ist in Wahrheit ein ganzer Blütenstand mit hundert und mehr Einzelblüten. Jede wird zu einer Frucht, die an den bekannten Fallschirmen der Pusteblume hängt und vom Wind und Kindermund verbreitet wird. Aber nur, wenn sie nicht vorher gefressen wird. Überall in den Siedlungen kann man das Ergebnis sehen:

Aufgebrochener Löwenzahn
Ein aufgebrochener Löwenzahn

Wer bricht die unreifen Pusteblumen auf und holt den unreifen, noch milchigen Samen heraus? Mäuse? Nein, es sind unsere Finken und Spatzen, die sie verspeisen und teilweise auch ihrer Brut verfüttern, aber auf jeden Fall für die anstrengende Jungenaufzucht auch dank der Löwenzahnsamen fit bleiben. Wir geben Winter für Winter Milliarden für Vogelfutter aus, damit die armen Vögel überleben.

Feldspatz am Winterfutter
Ein Feldspatz am Winterfutter. Auch die Feldspatzen werden immer seltener

Aber dann, wenn sie es auch dank unserer Hilfe geschafft haben und im Frühling Nachwuchs hochziehen müssen, dann schwächen wir sie und entziehen ihren Jungen die sozusagen einen Teil ihrer Säuglingsnahrung. Der andere Teil besteht aus Blattläusen, Raupen und anderen Kleintieren, die wir auch noch immer bekämpfen. Logisch ist das alles nicht.

Dr. Friedrich Buer
www.protier.blogspot.com
Bilder in diesem Beitrag © Dr. Friedrich Buer

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